Interview mit Thomas Krebs: "Die Auseinandersetzung und die Inputs der Coaches von rehapunkt, manchmal auch für kleine und einfache Dinge, haben mir sofort geholfen."

Im Oktober 2015 erlitt Herr Krebs einen Hirnschlag, ausgelöst von einem seit Geburt bestehenden Herzfehler sowie einem stummen Herzinfarkt. Bereits im Januar 2016 erfolgte seine Rückkehr an den Arbeitsplatz mit einem Pensum von 40% und ab März 2016 wieder zu 100%. Nach einer völligen Erschöpfung im April 2017 erfolgte die ärztlich verordnete Reduktion des Arbeitspensums auf 60% und im Juni 2017 wurde rehapunkt mandatiert, die weiteren beruflichen Schritte zu begleiten. Der Integrationsprozess mit rehapunkt dauerte bis Ende August 2018.
Herr Krebs hat einen langwierigen Prozess der Genesung und des Lernens im Umgang mit seiner Krankheit und seinen Einschränkungen hinter sich. Mit einhergehend ebenfalls der Suche nach einer Arbeit und Anstellung, welche seinen Neigungen, Talenten, Erfahrungen und Ausbildungen entspricht und genügend Herausforderung und Befriedigung ermöglicht. Auf’s und Ab’s im Integrationsprozess waren die Folge dieser Suche. Dank seinem sehr guten Netzwerk konnten mehrere Firmen in die Auswahl einbezogen werden. Letztlich war es die Firma TopCC in Muri, welche ihm eine passende Anstellung ermöglichte. Zum Zeitpunkt des Interviews arbeitet Herr Krebs als Kundenfachberater im Aussendienst zu einem Pensum von 50% bei der Firma TopCC.
Vielen Dank Herr Krebs, dass Sie sich für dieses Interview zur Verfügung stellen und wir Ihnen ein paar Fragen zur beruflichen Integration in Zusammenarbeit mit rehapunkt stellen und auch veröffentlichen dürfen.
Bernhard Baumann, rehapunkt: Wie haben Sie damals die Zeit erlebt, bevor überhaupt ein strukturierter Prozess durch rehapunkt, mandatiert von der IV, zum Laufen kam? Welche Schwierigkeiten standen für Sie damals im Zentrum (gesundheitlich, beruflich, privat)?
Thomas Krebs: Meine Situation damals war ohnmächtig. Alles war zu viel und alle Bereiche des Lebens sind über mir zusammengebrochen. Ich war mit allem überfordert, auch emotional. Ich konnte nicht mehr schlafen, bzw. manchmal schlief ich dann das ganze Wochenende durch. Oder ich arbeitete während dem Wochenende und während den Ferien, weil ich im Beruf auch nicht mehr alles bewältigen konnte. Beziehungen habe ich vernachlässigt. Deshalb dann mein Hilferuf an den Arzt am Inselspital, welcher die weiteren Schritte auslöste.
B.B: Waren Sie von Anfang an froh, dass wir sie begleitet haben, oder gab es auch Bedenken von Ihnen? Wenn ja, welche?
T.K: In meiner Situation war ich sehr froh um die professionelle Unterstützung von aussen her. Es wurde auch alles gleich sehr kompetent angegangen. Für mich war dies von Anfang an wertvoll. Ich war ja an einem Tiefpunkt angelangt und habe selbst erkannt, dass ich die Probleme nicht mehr allein lösen konnte. Die Auseinandersetzung und die Inputs der Coaches von rehapunkt, manchmal auch für kleine und einfache Dinge, haben mir sofort geholfen.
B.B: Was hat Ihnen Sicherheit vermittelt während dem Integrationsprozess?
T.K: Hier kann ich vor allem die sehr offene Kommunikation innerhalb des gesamten Netzwerkes hervorheben. Die Ehrlichkeit auch schwierige Dinge anzusprechen wie z.B. dass ich wohl nie mehr ganz der gleiche sein werde, nicht mehr die frühere Leistungsfähigkeit erreichen werde, vielleicht nicht mehr den früheren Job machen könne, waren zwar hart zum Aushalten aber dies hat mich letztlich am meisten vorwärts gebracht. Die emotionale Seite in einer solchen Situation und die Akzeptanz ist wohl das Schwierigste für den Betroffenen.
B.B: Gab es auch Unsicherheiten? Wenn ja, welche?
T.K: Die grösste Unsicherheit war wohl das Vertrauen in mich selbst, welches nicht mehr immer da war, aber auch gegenüber meinen Arbeitgebern nicht mehr. Ich wusste nicht mehr was ich noch kann. Gewisse Dinge mussten neu gelernt werden. Konnte ich überhaupt den Job (oder irgendeinen Job) noch machen?
Der Integrationsprozess war in dieser Situation immer eine Hilfe und immer positiv. Ich merkte bald, dass es mir mit der Unterstützung besser geht. Speziell ansprechen möchte ich hier auch die juristische Unterstützung, die mir von rehapunkt vermittelt wurde und aktuell immer noch relevant ist im Zusammenhang mit den Rentenentscheiden.
B.B: Wie erlebten Sie die Gespräche beim Arbeitgeber? War dies jeweils hilfreich für Sie oder hat es Sie auch gestresst?
T.K: Es war beides. Befreiend war oft, wenn Situationen für alle klar dargestellt und erklärt werden konnten. Ich habe auch gemerkt, dass Arbeitgeber nicht auf solche Situationen und auf solche Mitarbeiter eingestellt sind. Da fehlt noch einiges an Einfühlungsvermögen, Verständnis und Interesse an der Person um ein Optimum erreichen zu können. Sie vergessen oft auch, was abgemacht ist (und sogar was sie selbst unterschrieben haben). Abweichungen vom Standard können sie schlecht managen. Da braucht es auch langfristig immer die Auseinandersetzung, auch heute noch und immer wieder.
B.B: Ihr beruflicher Weg während dem Integrationsprozess war ja nicht geradlinig. Es kam zu einer Kündigung beim alten Arbeitgeber, zu Auswahlverfahren bei potentiellen neuen Arbeitgebern und auch zu Unsicherheiten am neuen Arbeitsplatz. Hatten Sie in diesen unsicheren Zeiten genügend Unterstützung durch rehapunkt? Was hat Ihnen geholfen? Was war vielleicht auch nicht zielführend? Was haben Sie während der Begleitung durch rehapunkt besonders geschätzt?
T.K: Dass immer jemand da war. Ich war nicht allein mit diesen Problemen. Das hilft enorm. Rehapunkt war immer sehr nahe dabei. Überhaupt war ich im gesamten Netzwerk gut aufgehoben. Dass auch alles so gut dokumentiert wird ist sehr gut. Gerade die Protokolle über die Gespräche beim Arbeitgeber haben diesen dann signalisiert, dass etwas ernst zu nehmen ist. Die ganze Koordination durch rehapunkt ist sehr relevant.
B.B: Wie erlebten Sie die Schlussphase des Integrationsprozesses? Es gibt in dieser Phase auch die Diskussion um Leistung, Lohn, Rente, usw. Hat Ihnen rehapunkt hier genügend Sicherheit vermittelt in der Begleitung? Was hätten Sie sich evtl. zusätzlich gewünscht?
T.K: Dies ist eigentlich das einzige Thema, welches noch nicht so ganz gut organisiert ist. Das Mandat von rehapunkt wurde beendet, bevor nun die wichtigen Entscheide (Rentenprüfung, usw.) gefällt werden. Zwar habe ich mir die Unterstützung trotzdem noch geholt, jedoch sollte auch während dieser Phase rehapunkt weiter offiziell begleiten können. Nicht mehr so intensiv wie vorher, vielleicht mit ein paar wenigen Stunden. Zum Glück habe ich auch immer noch die juristische Unterstützung.
B.B: Wenn Sie nun aus zeitlicher Distanz zurückblicken, was hat Ihnen am meisten gebracht, was eher weniger und was war überflüssig?
T.K: Am meisten gebracht hat die kompetente fachliche und emotionale Unterstützung. Das Verständnis für die Situation sowie das Gefühl nicht allein gelassen zu sein mit all den Problemen. Überflüssig war eigentlich nichts. Alles war wichtig und richtig.
B.B: Würden Sie den von rehapunkt geführten Prozess auch anderen Klienten weiterempfehlen? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum?
T.K: Ja, unbedingt. Allein kann man einen solchen Prozess einfach nicht bewältigen. Dies ist unmöglich. Wenn jemand mit einer Situation wie meiner nicht mehr klarkommt, dann gibt es nur den Weg wie rehapunkt dies angeht. Ich hatte nie das Gefühl bevormundet zu sein. Oft war es auch eine Bestätigung, was ich eigentlich im Inneren schon selbst wusste, aber dann doch nicht umgesetzt habe. Ich konnte dadurch das Leben wieder in meine eigenen Hände nehmen. Denn kein Mensch ist vorbereitet auf einen Hirnschlag und dessen Folgen. Die Selbständigkeit zu erreichen ist das Ziel und bei mir hat es funktioniert.
Danke für Ihre Offenheit. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute.
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